Wiener Gesundheitszieleforum 2 „Menschen im Erwerbsalter“ 21. Oktober 2022, 9 bis 12 Uhr – Grauer Salon, Rathaus Mag.a Alexandra Münch-Beurle und Mag.a Alexandra Grasl-Akkilic Büro für Frauengesundheit und Gesundheitsziele in der MA24
Talk „Gesundheitspersonal in Extremsituationen“
Dank der Einladung der Organisatorinnen Mag.a Alexandra Münch-Beurle und Mag.a Alexandra Grasl-Akkilic Büro für Frauengesundheit und Gesundheitsziele in der MA24 durften wir an einer spannenden Diskussion im Rahmen des Wr. Gesundheitszieleforum teilhaben.
Mindestens einmal im Leben ist klinisches Personal von einem traumatischen Ereignis betroffen. Stress kann zu Krankenstand und Kündigung führen. Welche Entlastungsmöglichkeiten gibt es im kollegialen Umfeld?
Dr.in Barbara Sitter, Leiterin einer Intensivstation in der Klinik Floridsdorf und ehrenamtliches Vorstandsmitglied des Vereins „Second Victim“ diskutierte mit Dr.in Elisabeth Krommer, leitende Psychologin an der Erwachsenenpsychiatrie der Klinik Hietzing, und Leiterin des Projekts „Kollegiale Hilfe-KoHi“,
2015 startete im Krankenhaus Hietzing die Schulung von mittlerweile 100 KoHi- Helfer*innen aus verschiedenen Berufsgruppen und Ebenen des Krankenhauses. Es handelt sich dabei um eine Ersthilfe: die „KoHis“ gehen selbst auf betroffene Kolleg*innen zu, KoHi kann aber auch angefordert werden, beispielsweise bei Tod eines Patienten oder schrecklicher Nachricht im kollegialen Umfeld. Seit 2019 gab es 28 KoHi-Einsätze, seit 2021 ist die KoHi im Regelbetrieb der Klinik Hietzing.
Unter Ersthilfe fällt, herauszufinden, welche Hilfe akut nötig ist und welche professionellen Ressourcen es dafür vor Ort gibt. Es dauert im Krankenhaus oft nur wenige Minuten bis Hilfe da ist, damit lässt sich gleich zu Beginn eine Traumatisierung abfedern, sagt Dr.in Krommer. Das KoHi-System soll im ganzen WiGev ausgerollt werden.
Der Verein Second Victim wurde zu Beginn der Pandemie von Gesundheits-Fachkräften gegründet. Der Focus liegt auf der Awareness-Bildung , Fortbildung (Anleitung zur Selbsthilfe wie Zeit- und Stressmanagement, Fehlerkultur – über Fehler reden) sowie auf Akuthilfe (Krisentelefon, Beratungsgespräche).
In einem psychologischen Beratungsgespräch werden Situation und mögliche Therapie besprochen, die Kosten für 10 therapeutische Gespräche übernimmt der Verein.
Peers-Unterstützung sowie vom Arbeitgeber unabhängige Hilfe ist beim Gesundheitspersonal sehr gefragt, sagt Dr.in Sitter. Sie vermisst eine Fehlerkultur, diese müsste bereits in der Ausbildung von Medizin und Pflege verankert werden.